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Fotografie auf Friedhöfen

Wir Fotografen sind immer auf der Suche nach etwas Neuen, um unsere Fotografie zu beleben. Es wird langweilig werden, die gleichen alten Orte zu besuchen oder immer wieder die gleichen Arten von Fotos zu machen. Ist euch „Friedhofsfotografie“ ein Begriff? Wenn ich erwähne, dass ich gerne Friedhöfe besuche, ernte ich manchmal seltsame Blicke.

Manche halten es für ein bisschen morbide. Andere, denen das Thema Tod unangenehm ist, können sich nicht vorstellen, einen Friedhof zu besuchen! Es genügt zu sagen, dass der Gedanke, einen Friedhof zu besuchen, normalerweise nicht ganz oben auf der Liste der Dinge steht, die viele am Wochenende am liebsten tun!

Warum Friedhöfe? Ich habe sie nie als gruselig, gespenstisch oder in irgendeiner Weise einschüchternd empfunden. Im Gegenteil, ich war immer fasziniert von den älteren Grabsteinen und kunstvollen Skulpturen. Ich empfand Friedhöfe als friedlich und beruhigend, ganz im Gegensatz zu dem, wie viele von ihnen im Fernsehen und in Filmen dargestellt werden. Friedhöfe waren für mich schon immer Orte der Ruhe und des Friedens.





Warum ich mit meiner Kamera auf Friedhöfen unterwegs bin?

Schönheit – Einige bedeutende Friedhöfe sind voll von sehr kunstvollen und verzierten Skulpturen, von denen viele als Kunstwerke betrachtet werden können.

Charakter – Ältere Grabsteine und Statuen haben oft ein verwittertes Aussehen, das nur durch jahrzehntelange oder jahrhundertelange Bewitterung entstehen kann.

Geschichte – Friedhöfe dokumentieren die Geschichte von Städten und Gemeinden. Selbst eine beiläufige Untersuchung von Grabsteinen kann Aufschluss über Sitten, Geschmack und Normen einer bestimmten Epoche geben. Die Lektüre einiger Inschriften kann berührende Einblicke in das Leben der Menschen geben, wie sie lebten, was sie schätzten und wie sie von anderen gesehen wurden.

Atmosphäre – Unabhängig von der Jahreszeit oder den Wetterbedingungen können Friedhofsszenen bei den Betrachtern eine ganze Reihe von Emotionen hervorrufen. Ein dunkler, stimmungsvoller Himmel im Kontrast zum strahlenden Sonnenschein am Ende des Tages kann sehr lebendige Bilder erzeugen.

Wildtiere – Friedhöfe in ländlichen Gegenden grenzen oft an bewaldete Gebiete. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass einige Friedhöfe zu regelrechten Zufluchtsorten für Wildtiere werden.

Ruhe – Auf allen Friedhöfen, mit Ausnahme der beliebtesten, wirst du in den frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden wahrscheinlich nur wenig Gesellschaft finden. Es kann sehr friedlich und entspannend sein, sich in einer ruhigen Umgebung zu bewegen und gleichzeitig mit einigen kreativen Fototechniken zu experimentieren.





Was du dir klar machen solltest, bevor du losgehst:

Wenn man davon ausgeht, dass Fotografen nicht dafür bezahlt werden, auf einem Friedhof zu fotografieren, tun sie dies wahrscheinlich in ihrer Freizeit und aus freiem Willen. Man könnte sagen, dass sie Fotos machen, weil es ihnen Spaß macht. Das kann für einige ein Problem sein, denn während Familien und Einzelpersonen oft hingehen, um zu trauern oder sich mit jemandem zu verbinden, den sie verloren haben, fühlen sie sich bei dem Gedanken, dass jemand möglicherweise „Spaß hat“, unwohl. Kurz gesagt: “Verhalte dich ruhig und respektvoll.”

Starte vor Ort, suche nicht gleich das Besondere

Am besten fängt man in der Nähe des eigenen Wohnorts an. Unabhängig davon, wo du wohnst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es mindestens einen alten Friedhof gibt, der weit in die Geschichte der Stadt zurückreicht.

Altglas – Canon FD 135mm f/2,5 SC

Allgemeine Regeln des Respekts

  • Tritt nicht auf Gräber.
  • Berühre keine Grabsteine oder andere Artefakte.
  • Verschiebe nichts: Blumen, Erinnerungsstücke usw.
  • Vermeide das Fotografieren von Gräbern, die weniger als ein Jahrhundert alt sind, sei denn, es ist Teil eines speziellen Auftrags oder für journalistische Zwecke.
  • Entferne, wenn möglich, die Namen auf den Grabsteinen, insbesondere wenn sie jüngeren Datums sind. Idealerweise geschieht dies mit der Aufnahme, kann aber auch in der Nachbearbeitung geschehen.
  • Fotografiere keine anderen Besucher.
  • Fotografiere nicht während einer Beerdigung oder wenn jemandem die letzte Ehre erwiesen wird.

Einige Grabstätten sind aufgrund ihres Alters und Zustands sehr empfindlich gegenüber Besuchern. Nimm möglichst wenig Ausrüstung mit und vermeide alles, was die Stätte stören könnte, wie das Ziehen großer Lichtständer über den Boden, die Verwendung von Grabmalen oder anderen Artefakten als Stütze für deine Ausrüstung usw. Mir persönlich hat ein lichtstarkes „Immer-drauf“ wie das Sigma Art 24-70 mm f/2.8 gereicht. In Ausnahmen setze ich auch mal mein Altglas* Canon FD 135mm f/2,5 SC ein.

Friedhofsfotografie bietet viele Motive und eine Menge künstlerische Entfaltung.

Altglas – Canon FD 135mm f/2,5 SC

*Altglas, Objektive die aus der analogen Fotografie stammen und jetzt an digitalen Kameras adaptiert werden.

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2 Kommentare

  • Georg

    Danke für den Beitrag. Es motiviert mich, mal selbst auf einem Friedhof zu fotografieren. Bisher habe ich das nicht getan, da ich der Meinung war, daß dieses veboten ist. Gibt es da keine Einschränkungen?

    • Jürgen

      Georg, danke für deine Frage. Zum Thema „Fotografieren verboten“ wollte ich schon einen Blogbeitrag erstellen, doch war mir der Inhalt dafür zu kurz. Diese Frage kann ich kurzfristig nur mit „jein“ beantworten. Ich möchte diese Frage mal nicht nur eingeschränkt auf Friedhöfe, sondern auch auf andere Locations, versuchen zu beantworten. Es gibt keine allgemeinen Richtlinien, Verordnungen oder Gesetzte, die klar sagen wo es verboten ist zu fotografieren.

      Meines Wissens gibt es aber ein Gesetz was klar definiert, was man fotografieren darf, die Panoramafreiheit (§ 59 UrhG). Sie erlaubt es Jedermann, Werke, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, durch Malerei, Foto oder Film zu vervielfältigen, zu verbreiten oder öffentlich wiederzugeben. Bei Bauwerken erstreckt sich diese Erlaubnis ausschließlich auf die äußere Ansicht!

      Aber zurück zu deiner Frage. Grundsätzlich sollte sich jeder Fotograf, vor Besuch einer Location, über den jeweiligen Stand informieren. Zu den Friedhöfen in meiner Heimatstadt habe ich zum „Verhalten auf dem Friedhof“ in der Friedhofssatzung folgenden Paragraphen gefunden: Auf den Friedhöfen ist insbesondere nicht gestattet, …… Film-, Ton-, Video- und Fotoaufnahmen, außer zu privaten Zwecken, zu erstellen…. Aber, wie auch schon von mir im Beitrag beschrieben, steht dort auch: ….Jede Person hat sich auf den Friedhöfen der Würde des Ortes und der Achtung der Persönlichkeitsrechte der Angehörigen und Besucherinnen und Besucher entsprechend zu verhalten…. Also ja, es ist erlaubt privat zu fotografieren, solange man sich respektvoll verhält.

      Ein kleiner Tipp: Es gibt viele Locations wo das Fotografieren eingeschränkt ist. Das muss aber nicht immer ein stricktes Verbot sein. Beispielsweise ist es in vielen Städten mit U-Bahnen nicht erlaubt dort mit Hilfe eines Statives zu fotografieren. Nach freundlicher Anfrage bekommt man aber recht einfach eine Genehmigung. Es geht selten um das Fotografieren selbst, sondern um die Einschränkung oder Behinderung seiner Mitmenschen.

      Dank des Internet sind Regeln einzelner Orte schnell zu finden und eine freundliche Anfrage zur Genehmigung ist auch schnell gestellt.

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