Fotografie-Blog

Eine Fotografie ist wie eine Einladung

Ich liebe es, in Bildbände einzutauchen. Dabei ist das Thema oft so wichtig wie die Farbe der Wandtapete im Hintergrund. Nein, wirklich, das Bild selbst erzählt die Geschichte, und ich spinne dann munter mein eigenes Garn darum: Was ist hier gerade passiert? Wurde vorher geflucht? Wurde danach gelacht? Und wie lange ist der Fotograf wohl hinter diesem Moment hergeschlichen? Die Fakten sind dabei für mich wie der Salat am Tellerrand – nett, aber eher optional.

Wenn mir das Bild keine Geschichte ins Ohr flüstert oder die Technik mich beeindruckt, dann, und wirklich nur dann, schiele ich auf den Begleittext. Ansonsten, na ja, sollen die Erklärungen bitte im Nebenraum bleiben.

Zum Glück gibt es da ein schönes Zitat eines weisen (aber leider unbekannten) Fotografen-Poeten, das diesen ganzen Ansatz perfekt auf den Punkt bringt:

„Für mich ist eine Fotografie wie eine Einladung, wie ein Zimmer mit einer offenen Tür. Du trittst ein, wirst vielleicht überrascht von neuen Dingen sein, oder auch vertrautes finden. Berührt an deinen eigenen Geschichten. Du kannst verweilen, herumlaufen, schauen oder auch einfach nur von außen die Tür wieder zuschlagen. Aber niemals sollte da der Hausherr kommen und dich zuschnüren und dir den Raum nehmen mit seinen Erklärungen: Warum der Sessel dort in der Ecke und nicht am Fenster steht, seinen Empfindungen, die er mit dem leeren Rahmen an der Wand verbindet usw. Deshalb mag ich auch keine Bildtitel, die ein Bild über das Bild stülpen wollen.“

Unbekannt

Mit anderen Worten: Erklärt nicht dem Betrachter, was er auf dem Bild sieht – es könnte was ganz anderes sein als das, was ihr seht.

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