
Analoge Fotografie wird Immaterielles Kulturerbe – Eine verdiente Würdigung einer lebendigen Kulturtechnik
Seit 2025 ist es offiziell: Die analoge Fotografie ist in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Damit wird eine Kulturtechnik gewürdigt, die nicht nur die visuelle Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt hat, sondern auch heute noch von engagierten Fotografinnen, Künstlerinnen und Handwerker*innen lebendig gehalten wird.
Mit Licht zeichnen – was analoge Fotografie wirklich bedeutet
Der Begriff „Fotografie“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie „mit Licht zeichnen“. Ganz wörtlich trifft das auf die analoge Fotografie zu: Licht trifft durch ein optisches System auf ein lichtempfindliches Medium – sei es Film, Fotopapier, Glasplatte oder Zelluloid – und hinterlässt dort ein Bild, das durch chemische Prozesse sichtbar gemacht und fixiert wird. Die Resultate sind entweder Positiv-Unikate (z. B. Polaroids) oder Negative, die anschließend in der Dunkelkammer zu Abzügen vervielfältigt werden können.
In einer Welt, die von digitaler Sofortbildkultur geprägt ist, wirkt das beinahe archaisch. Doch genau darin liegt ihr kultureller und ästhetischer Wert.
Zwischen Tradition und Renaissance
Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich eine beeindruckende Vielfalt analoger Verfahren: von der Daguerreotypie über den Kollodium-Nassplattenprozess bis hin zu modernen Farbfilmen. Viele dieser Techniken sind heute nur noch wenigen Spezialist*innen bekannt. Doch parallel zum Verschwinden aus dem Alltagsgebrauch erlebt die analoge Fotografie seit einigen Jahren eine Renaissance – als künstlerische Ausdrucksform, bewusste Entschleunigung und als Handwerkskunst.
Eine lebendige Gemeinschaft
Trotz (oder gerade wegen) ihres Nischendaseins ist die Szene aktiver denn je. Über soziale Netzwerke, spezialisierte Magazine und Online-Tutorials wird Wissen rund um Kameratechnik, Filmentwicklung und alternative Verfahren wie Edeldrucke weitergegeben. Festivals wie das analogueNOW! in Berlin bieten Raum für Austausch, Workshops und Ausstellungen und tragen dazu bei, die Kulturform über Generationen hinweg lebendig zu halten.
Warum das Kulturerbe-Siegel wichtig ist
Die Aufnahme in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes ist nicht nur eine Würdigung der analogen Fotografie, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Kultur mehr ist als nur Fortschritt. Sie ist Vielfalt, Erinnerung, Handwerk, Gemeinschaft und kreativer Ausdruck. Barbara Klepsch, Präsidentin der Kulturministerkonferenz, betont:
„Die Neuaufnahmen sind Ausdruck der lebendigen kulturellen Vielfalt und Kreativität in Deutschland.“
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth sieht in der Entscheidung ein wichtiges Signal:
„Die Aufnahme der Analogen Fotografie […] ist eine wichtige Würdigung dieser Kulturtechniken.“
Die analoge Fotografie hat einen festen Platz in der Geschichte der Bildkultur – und nun auch im kulturellen Gedächtnis Deutschlands. Ihre Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes ist ein starkes Zeichen für den Erhalt und die Weitergabe eines traditionsreichen Mediums, das weit mehr ist als nostalgische Spielerei: Sie ist Handwerk, Kunst und kulturelles Gedächtnis in einem.

